RHEINISCHE POST, 03. Juni 2025

„Miteinander reden hilft“

Xanten · In der Migrationspolitik sieht die Flüchtlingsberatung der Diakonie in Xanten eine „Überforderung an vielen Stellen“. Probleme könnten aber dadurch gelöst werden, dass Menschen mehr miteinander reden, sagt sie.

 Heike Pullich-Stöffken ist Flüchtlingsberaterin der Diakonie im Kirchenkreis Kleve, Ulrich Schönhoff ist für die Diakonie Mitglied im Sozialausschuss der Stadt Xanten. Foto: Diakonie 


Vertreter der Diakonie in Xanten schalten sich in die Debatte über die Migrationspolitik ein. „Es ist eine Überforderung an vielen Stellen“, beklagen Flüchtlingsberaterin Heike Pullich-Stöffken und Ulrich Schönhoff, der für die Diakonie Mitglied im Sozialausschuss der Stadt Xanten ist. Natürlich seien bei den Kommunen und den Wohlfahrtsverbänden die Finanzmittel und die personellen Ressourcen endlich. Dazu fehle es an Wohnraum. „Wir sollten uns jedoch nicht damit aufhalten, ständig nach Schuldigen zu suchen und Mangel zu beklagen, das hilft keinen Schritt weiter.“

Ulrich Schönhoff hat selbst Flüchtlinge in Wohnungen und Arbeit vermittelt, durchaus mit Erfolg. Doch: „Die Atmosphäre ändert sich“, ist seine Beobachtung. Firmen und Vermietern würden immer mehr Auflagen gemacht. Es würden zu viele bürokratische Hürden aufgestellt, um geflüchtete Menschen in Arbeit zu bringen oder zu einer Wohnung zu verhelfen. Wie die Diakonie erklärt, dient die Flüchtlingsberatung auch Vermietern und Behörden als Ansprechpartnerin und kann bei Hindernissen vermitteln. 

„Wir müssten Zeit haben, die Flüchtlinge auch nach Verlassen der Sammelunterkunft in eine Wohnung hinein weiter zu begleiten“, wäre der Wunsch von Pullich-Stöffken. „Eine eigene Wohnung ist nochmal eine neue Herausforderung, es stellen sich dort andere Fragen als in einer Sammelunterkunft.“ Sie selbst ist zu einem Großteil ihrer Arbeitszeit mit Anträgen und Formularen beschäftigt, statt mit tatsächlicher Integrationsarbeit. Diese würde zum Teil auch von ehrenamtlichen Sprachpaten übernommen. „Wer Integration und Anpassung einfordert, sollte auch bereit sein, auf Geflüchtete zuzugehen, Integration ist keine Einbahnstraße“, meinen Pullich-Stöffken und Schönhoff. Natürlich gebe es „mal Probleme“, sagt Flüchtlingsberaterin Pullich-Stöffken. Doch im Schnitt seien Flüchtlinge in ihren Wohnungen genauso ordentlich wie der Rest der Bevölkerung.

Sehr viele Probleme im Alltag könnten dadurch gelöst werden, dass Menschen mehr miteinander statt übereinander reden, meinen Schönhoff und Pullich-Stöffken. Wenig hilfreich sei dabei, dass oft nur über Probleme der Migration oder über Attentate berichtet werde. „Zumindest in Xanten gibt es viele Beispiele gelungener Integration“, findet Schönhoff. Wenn Integration gelingen solle, sei der Einsatz vieler Beteiligter notwendig. Aus eigener Erfahrung wissen sie: Die eigenen Probleme seien manchmal gar nicht mehr so groß gegenüber den Problemen von Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, vielleicht Angehörige sowie Haus und Hof verloren haben, eine schwere Sprache erlernen und sich einer fremden Kultur anpassen müssten.

Die Politik befinde sich in einem Dilemma, finden Schönhoff und Pullich-Stöffken. „Wir müssten mehr Menschen helfen, stoßen jedoch an Grenzen. Probleme werden nicht angegangen, weil auch das Personal dafür teilweise fehlt.“ Dennoch appellieren sie an die Politik: „Nur demjenigen Hilfe zu gewähren, der einem nützlich sein kann, widerspräche einfach den Menschenrechten.“

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INFO Ansprechpartnerin für Flüchtlinge, Vermieter, Behörden