Aus Kirche und Leben, 27. Juni 2022. Von Jürgen Kappel 

Team vernetzt Hilfsangebote in der Stadt

  • Der AK Asyl in Xanten unterstützt zahlreiche ukrainische Flüchtlinge.
  • So sind in einem ehemaligen Schulgebäude in Birten mehrere Familien untergebracht worden.
  • Beim AK Asyl ist jede Hilfe willkommen, auch die beiden Kirchengemeinden packen mit an.

 Jogi Feldheim (li) und Klaus Wolfertz (re) bringen den ukrainischen Flüchtlingen einmal pro Woche die Lebensmittel der Tafel. 

Erwartungsvoll steht eine Gruppe Frauen mit ihren Kindern hinter dem Kleinlaster auf dem Schulhof in Xanten-Birten und wartet auf die Verteilung von Lebensmitteln. Der Kleinlaster kommt von der Tafel und bringt die erhofften Lebensmittelspenden. Die Frauen und Kinder – ein Mann ist darunter – stammen aus der Ukraine. In Birten leben die Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet in der Sammelunterkunft, die privat nicht untergekommen sind.

Dankbar nehmen die Umstehenden die Lebensmittel aus den Händen von Klaus Wolfertz und Jogi Feldheim entgegen und gehen, nachdem sie sich in Listen eingetragen und einen Obolus für die Nahrungsmittel entrichtet haben, in ihre Unterkünfte zurück. Neun Familien leben in dem früheren Schulgebäude. Familie heißt, es sind in der Regel Mütter mit mehreren Kindern. Ein Mann ist darunter. Weil er alleinerziehend ist, durfte er ausreisen.

Vor den Russen geflüchtet

Zum Beispiel steht Halina aus Donezk unter ihnen. Die 79-jährige Frau lebt seit einem Monat mit ihrem Sohn in Xanten: „Die Not war sehr groß, und ich wollte nicht warten, bis alle Grenzen zu sind“, sagt sie. Sie ist dankbar, so gut aufgenommen worden zu sein. Oder die 65-jährige Luba aus Zaporiza. Auch sie ist vor dem Krieg geflohen, als die Russen das Atomkraftwerk in der Stadt besetzt haben.

Sie alle sind froh, den grausamen, zunehmenden Kämpfen, der Bedrohung des eigenen Lebens, der Bombardierung und der furchtbaren Zerstörung der Städte, vor allem in der Region Donbass, entkommen zu sein. Die Landesbehörden haben sie Birten zugewiesen. Wenige andere sind von Familienangehörigen direkt nach Xanten geholt worden und privat untergekommen. Ob in dem Ort Birten oder im Zentrum der Stadt, die 151 ukrainischen Flüchtlinge brauchen auf jeden Fall Hilfe, um im Alltag einer fremden Stadt bestehen zu können.


Eger und Lera (links) leben in einem umgebauten Raum der Grundschule in Xanten-Birten.  | Foto Jürgen Kappel

Eger und Lera (links) leben in einem umgebauten Raum der Grundschule in Xanten-Birten.  | Foto: Jürgen Kappel

 

Im Einsatz für Flüchtlinge

Schaltstelle der vielfältigen Hilfsangebote ist der Arbeitskreis Asyl, eine Gruppe, die schon vor vielen Jahren aus der Eine-Welt-Gruppe in Xanten hervorgegangen ist. „Im Kern sind wir drei Männer und fünf Frauen“, erklärt Wolfgang Schneider, der Vorsitzende der Eine-Welt-Gruppe. Um diesen harten Kern gruppieren sich nach seinen Angaben etwa 40 Sympathisanten. „Wir verstehen uns als Ombudsmenschen für die Flüchtlinge. Wir sind unabhängig von den Behörden oder anderen Einrichtungen. Das gibt uns eine große Freiheit, zu entscheiden“, sagt er.

Dieser AK Asyl, wie er kurz genannt wird, funktioniert wie eine Plattform. Die Mitglieder schauen, welche Anfragen oder Aufgaben an sie herangetragen werden und überlegen, wer diese bewerkstelligen kann. Entweder übernehmen sie die Anfragen selbst, wie zum Beispiel einen Gang zum Sozialamt, oder sie greifen auf ein Angebot von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern oder einer Einrichtung zurück. „Wir sprechen uns ab und schauen, was wichtig ist“, sagt Schneider. „Wichtig ist nur, dass die Akteure nicht gegeneinander arbeiten.“

Xantener Kirchengemeinden mit dabei

„In Xanten engagieren sich viele Ehrenamtliche für Geflüchtete“, erläutert Schneider die Situation. Sie leisten Hilfe und unterstützen Selbsthilfe, organisieren Aktionen und Deutschunterricht, begleiten Betroffene zu Behörden, organisieren Kontakte zu Festen und unterstützen auch vereinzelt Menschen in schwierigen finanziellen Situationen. Sie organisieren Informationsveranstaltungen, bei denen sie einen Überblick über Hilfsangebote geben, und vermitteln Kontakte zur Kleiderkammer. Mit im Boot sind auch die beiden christlichen Kirchengemeinden in Xanten.

Schwerpunkt der Arbeit ist Bildung. Barbara Kleinpass, stellvertretende Vorsitzende des AK Asyl, organisiert die Unterrichtsangebote, beschafft die Bücher für den Sprachunterricht, stellt die Inhalte der Sprachkurse zusammen und organisiert die Dozenten. Auch bei der Suche nach Kita- und Schulplätzen oder nach Möglichkeiten in Sportvereinen ist die Gruppe vermittelnd tätig.

Jede Hilfe willkommen

Eine wichtige Rolle spielt beispielsweise die Küsterin der Gemeinde in Birten, Sylvia Theismann. Als Vorsitzende des Gemeindeausschusses hält sie den Kontakt zur Pfarrgemeinde und lädt die Geflüchteten zu Aktivitäten der Gemeinde wie zum Beispiel Pfarrfesten ein. Ehrenamtliche einer Fahrradwerkstatt versorgen die Menschen aus der Ukraine mit Fahrrädern.

Die Tafel in Xanten hilft einmal in der Woche bei der Essensversorgung. Eine große Stütze ist dem AK Asyl Svitlana Düsterhus. Die gebürtige Ukrainerin lebt seit zehn Jahren in Birten. Mit ihren Sprachkenntnissen unterstützt sie die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sowie die Geflüchteten, wenn es um Fragen von Aufenthalt, Krankenversicherung, soziale Hilfen oder Arbeit geht. Begleitend stehen dem AK Asyl die hauptamtlichen Flüchtlingsberaterinnen der Caritas und Diakonie zur Seite.

„Die von einem großen Engagement getragene Hilfe ist aufgrund der Vernetzung in einer Kleinstadt gut und effizient möglich. Wir haben keine Hierarchien oder Strukturen wie ein Verband. Uns ist wichtig, dass sich alle, die möchten, beteiligen können, keiner ausgeschlossen wird und jede Hilfe willkommen ist. Kurze Wege und wenige Schaltstellen zwischen den Akteuren ermöglichen das umfangreiche Angebot“, fasst Schneider die Arbeit der Flüchtlingshilfe zusammen.

Am Niederrhein existieren vielfältige Initiativen, um ukrainischen Flüchtlingen zu helfen. Zum Beispiel hat die Caritas Kleve im Auftrag der Stadt die pädagogische Flüchtlingsbetreuung im Franziskus-Haus übernommen. Beate Walther, die auch schon am Leitgraben tätig ist, ist montags bis freitags in der Spyckstraße 68 in Kleve zu finden, vermittelt, gibt Ratschläge oder hört einfach nur zu. Auch sie ist mit ihrer Arbeit ganz am Anfang und will die Strukturen weiter ausbauen. (jka) 

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